Gute Vorsätze gibt es nicht nur zu Silvester sondern auch immer wieder mal zwischendurch. Und so kam mein Mann dann auch vor nicht allzu langer Zeit mit dem Vorsatz daher, dass wir unserem Maxi kein Essen im Auto geben sollten. Schließlich ist das a) nicht gut für die Autositze und b) auch nicht für den nagelneuen Kindersitz. Nun ja, wie das mit Vorsätzen so ist, werden sie irgendwann auf die Realitätsprobe gestellt. Und früher oder später beginnen sich die Ausnahmen einzuschleichen. Wie ein kleiner Maulwurf untergraben sie das System der guten Vorsätze bis dies schließlich einfach in sich zusammen fällt. Und so passiert es dann, dass das Essen im Auto plötzlich völlig normal wird. Ja sogar teilweise eine willkommene Ablenkung ist.
In München fahren wir eigentlich kaum bis gar kein Auto mit Maxi. Schließlich ist hier auch alles zu Fuß oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln schnell zu erreichen. Aber da wir einen Großteil der Woche 26 noch in NRW bei meinen Eltern verbracht haben und dort natürlich auch alle übrigen Verwandten abgeklappert haben, saßen wir nahezu täglich für kurze oder längere Strecken im Auto. Und dabei zeigte sich sehr schnell, dass Maxi das im Moment so überhaupt keinen Spaß macht. Alles was ihn in seiner Bewegungsfreiheit einschränkt wird lautstark beschimpft. Und zwar buchstäblich. Unser kleiner Rohrspatz weint nämlich nicht, wenn ihm etwas nicht passt, sondern plappert ärgerlich eine Reihe von Lauten vor sich und zieht dabei ein Gesicht, das einfach zu niedlich ausschaut. "Deideidei-Dada-DeiDei" kriegt man da mit gerunzelter Stirn, verkniffenen Augen und nach unten gezogenen Mundwinkeln zu hören, wenn man Anstalten macht ihn anzuschnallen. Aber es hilft ja nichts... Und wenn man nicht will, dass das ärgerliche - aber eben doch so putzige - Gemecker irgendwann in genervtes Weinen umschlägt, dann lässt man sich besser schnell was einfallen. Rolf Zuckowski auf Dauerschleife beispielsweise, unterstützt vom enthusiastischen 2-Mann-Chor bestehend aus Mama und Papa, spannendes neues Spielzeug im Minuten-Takt oder Bilderbücher zum gemeinsamen blättern und entdecken.
Jetzt ist es aber so, dass mir grundsätzlich schon oft beim Autofahren schlecht wird. Und diese leichte Magen-Schwäche wird durch das geforderte High-End-Knirps-Entertainment-Programm leider noch beschleunigt. Deshalb ist unsere bevorzugte Autofahrzeit eigentlich recht deckungsgleich mit Maxis Schlafenszeit. Denn dann reisen wir alle drei am entspanntesten. Aber da der Zwerg gerade nur noch einmal bzw. maximal zweimal am Tag schläft, sind Schlaffahrten ein seltener Luxus geworden. Und so schlich sich langsam ein, was sich in Ausnahmefällen schon bewährt hat: Die rollenden Mahlzeiten.
Endstation Autosnack also?! Die Horrorvorstellungen meines Mannes, die sicher Grundlage seine ausgerufenen Speiseverbotes waren, sind bisher glücklicherweise ausgeblieben. Denn natürlich reichen wir Maxi nicht Spaghetti Bolognese oder ähnliches, sondern wählen mit Bedacht aus, was dem Kleinen zwischen die Finger oder auf die Gabel kommt. Letztere ist übrigens eine super Sache im Auto. Selbst Banane oder Kiwi kann Maxi matschfrei essen, wenn man ihm halbierte, dicke Scheiben aufgespießt anreicht. Nudeln, Brotstückchen (mit Butter oder Frischkäse) und Ofengemüse sind Varianten, die er mit den Händen im Auto essen kann. Auch Apfelschnitze, Knäckebrot oder Pfannkuchen. Natürlich schadet es dabei nicht, wenn man ein (Feucht-)tuch griffbereit hat, um zwischendurch die Finger sauber zu wischen. Dass Blaubeeren sich wunderbar als Autosnack eigenen wissen wir ja schon seit unserem Gardasee-Urlaub. Eigentlich kann man im Autositz all das riskieren, was sich auch schon in der heimischen Küche als halbwegs kleckerfrei erwiesen hat. Denn man ist im Auto schließlich mit der vollen Aufmerksamkeit und höchst konzentriert bei der Sache. Da fängt man Dinge auf, bei denen man daheim chancenlos hinterherblicken würde. Schließlich ist man da meist selbst noch nebenbei mit Essen beschäftigt. Also nur Mut! Ihr werdet schnell entdecken wie viel Manuel Neuer in euch steckt. Aber da auch der nicht immer alles halten kann, beruhigt es vermutlich, wenn man sich mit der Waschanleitung für den Kindersitzt vertraut macht.
Übrigens: Manchmal habe ich übrigens das Gefühl, dass Maxi im Auto oder auch wenn wir woanders essen als zu Hause, ganz besonders vorbildlich isst und auch mehr als daheim. Irgendwie scheint ihn die Extraportion Aufmerksamkeit, die er in diesen Fällen bekommt, zu motivieren. Falls ihr euch also mal ernsthafte Sorgen macht, dass euer Liebling zu wenig isst, dann probiert doch einfach mal einen Locationwechsel und sorgt dafür, dass ihr den Bemühungen und Fortschritten des kleinen Selberessers eure ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt. Das ist zwar entgegen der Ratschläge des Grundlagenbuches, welches empfiehlt den Babys nicht zu viel Beachtung beim Essen zu schenken, aber manchmal muss man Regeln auch einfach mal in den Wind schlagen. Genau wie gute Vorsätze... ;-)
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