Mit vollem Mund spricht man nicht. Dass dies nicht nur eine penible Knigge-Lektion ist, sondern eine ganz praktische Begründung hat, wissen wir dank Maxis anschaulicher Darbietung bei nahezu jeder Mahlzeit derzeit. Wenn man mit vollem Mund nämlich doch spricht (oder plappert), dann fällt das ganze leckere Zeug, das man sich vorher mühsam zwischen die Kiemen geschoben hat, einfach wieder raus. Und dann wundert man sich als Neu-Esser, wenn Käse und Co. in kleinen Stückchen in Brusthöhe am Body kleben und mit spitzen Fingern wieder abgezupft werden müssen.
Mal schauen wann Maxi drauf kommt, dass es cleverer ist die Schnute zu zumachen nachdem sie beladen wurde. Hoffentlich nicht erst, wenn er den Knigge lesen kann...
Statt Lesen steht nämlich jetzt erstmal Sprechen auf dem Lehrplan. Erste Verständigungsversuche klappen mittlerweile ganz gut. Letzte Woche hatte ich ja schon erwähnt wie gut der kleine Mann sich bemerkbar machen kann, wenn er gestillt werden möchte. Ähnlich gut kann er uns nun mitteilen, wenn er etwas essen möchte. Wenn wir in der Küche sind, zieht er sich an meinem Bein hoch und streckt die Hände aus, um auf meinen Arm zu kommen. Von dort aus begutachtet er das aktuelle Essensangebot. Hat er etwas passendes entdeckt, deutet er zielsicher mit dem Finger darauf und sagt "Da" oder "Ja". Das macht er solange bis er bekommt, was er möchte. Er ist da wirklich sehr konsequent und äußerst überzeugend. Ganz besonders beim Abendessen, wenn er Käse auf dem Tisch sieht. Er ist nämlich schon mit seinen 11 Monaten ein echter Käse-Fan - ganz die Mama :-). Ich bin mir nicht sicher, ob er selbst irgendwann genug hätte, daher begrenzen wir im Moment noch die tägliche Ration auf 2 Scheiben. Butterkäse und Gouda sind die Favoriten. Parmesan und Mozzarella dicht dahinter. Der erste Versuch mit pikanteren Sorten scheiterten bisher. Der junge Tilsiter wurde zunächst freudig in den Mund gestopft, dann kräuselten sich langsam die Lippen zur Grimasse und der Mund öffnete sich wieder, damit die inzwischen gekauten Käsestückchen fein säuberlich mit beiden Händen wieder heraus gekratzt werden konnten. Es gibt also - zumindest für den Moment - mal etwas, das Maxi nicht mag.
Was er definitiv mag, ist Gemüse-Curry mit Hühnerfleisch. Da ich aber die hässlichen Flecken, die wir nun in den Klamotten und auf dem Ausziehtisch haben, so gar nicht mag, wird das Steckrüben-Curry aus dieser Woche wohl vorerst sein letztes gewesen sein. Gleichzeitig war es auch sein erstes "Richtiges". Also mit allem was so dazu gehört: Ingwer, Knoblauch, Kokosmilch und sogar ein wenig Bio-Gemüsebrühe. Nur die Chili-Schote, die kam erst in den Topf als die Zwergenportion schon auf einem Teller abkühlte. Die Gemüsemischung aus Steckrübe, Kartoffel, Karotte und Zwiebel schmeckte Maxi ausgezeichnet und er steckte sich begeistert einen Würfel nach dem anderen in den Mund. Daher ist es eigentlich sehr schade, dass wir dieses Gericht für einige Zeit auf die Ersatzbank schicken müssen. Vielleicht suche ich einfach mal nach einer Curry-Mischung mit weniger färbendem Kurkuma in der Zusammensetzung und hoffe auf baldige Herbstsonne, um die hartnäckigen Flecken zumindest etwas ausbleichen zu lassen. Und so lange gibt es die Steckrübe, deren Saison ja gerade beginnt, eben in weniger exotischer Form.
So und jetzt habe ich noch eine Überraschung: Wir haben in dieser Woche wieder tagsüber gestillt. Nicht jeden Tag. Nur zwei mal. Aber an diesen zwei Tagen hat Maxi jeweils nach dem Mittagessen plötzlich wieder Muttermilch verlangt. Aus heiterem Himmel beim Spielen fiel es ihm scheinbar ein und er zog sein komplettes "Ich-muss-jetzt-sofort-gestillt-werden!-Warum-lässt-du-mich-schon-länger-als-10-Sekunden-darauf-warten?-Programm" ab, das ich sonst nur noch abends kenne. Weniger gegessen als sonst hatte er an diesen beiden Tagen übrigens nicht. Vielleicht war es also nicht der Hunger sondern eher der Kuschelfaktor, der ihn zurück in meinen Schoß getrieben hat. Zumindest wäre das für mich die plausiblere Variante... Schlimm finde ich das übrigens absolut nicht. Inzwischen weiß ich ja, dass wir auf einem guten Weg zum ganz selbstständigen Esser sind und da ist so ein kleiner Rückschritt total in Ordnung. Das Einzige, was mir ein wenig Gedanken bereitet ist, dass ich Mitte Oktober wieder für ein paar Stunden arbeiten gehen werde und solche nachmittäglichen Stillereignisse damit zumindest an manchen Tagen in der Woche schwierig werden. Allerdings würde ich fast schon darauf wetten, dass ihm in der Obhut von Oma oder Papa, die sich dann abwechselnd um den kleinen Mann kümmern werden, überhaupt nicht auf die Idee kommen würde nach Muttermilch zu verlangen. Da vertraue ich auf das "Aus-den-Augen-aus-dem-Sinn-Prinzip". Schließlich wollte er seine Extra-Portion in dieser Woche auch immer nur dann, wenn wir daheim waren und mit den üblichen Spielsachen gespielt haben. Beim Ausflug in den Tierpark oder wenn Besuch bei uns war, dann genügte die abendliche Milchdosis voll und ganz. Mal schauen wie es sich weiter entwickelt...
Und zum Abschluss gibt es wieder einmal ein Vorher-Nachher-Bild. Diesmal von einer Portion Abendessen bestehend aus Dinkel-Hirse-Brot mit Frischkäse, pökelsalzfreiem Putenschinken, Butterkäse und Tomaten. Letztere mussten wir übrigens im Laufe der Mahlzeit noch einmal um die gleiche Menge aufstocken und auch eine zusätzliche halbe Scheibe Brot mit Butter verputzte Maxi. Und nur fürs Protokoll: Er bekommt natürlich noch keinen Porzellanteller hingestellt. Wir legen ihm das Essen nach und nach direkt auf sein Hochstuhl-Tablett. Und alle Reste sammle ich später fürs Foto wieder ein.
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