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Dialog am Sonntag - Warum ich für unsere Kinder keine Extrawurst koche

Maxi: Mama gibt es schon Essen?

Ich: Noch nicht. Ich koche noch. Aber gleich ist es fertig.

Maxi: Ich mag schonmal schauen, was da in meiner Schüssel ist.

Ich: Noch gar nichts, Maxi. Du kannst dir gleich selber nehmen, was du magst.

Maxi klettert auf seinen Stuhl. Schaut kurz in seine leere Schale und begutachtet dann die kleine Schüssel mit einem Rest Humus vom Vortag.

Maxi: Was ist da drin?

Ich: Das ist Humus. Kichererbsenmus.

Maxi: Das mag ich nicht. Ich will ganze Kichererbsen.

Ich: Kannst du bekommen. Die haben wir ja gestern gekauft. Vielleicht kann der Papa dir ja schon mal das Glas aus dem Schrank holen.

Papa kommt mit Julius in die Küche, sucht die Kichererbsen und stellt sie Maxi hin. Ungeöffnet, da er mit Julius auf dem Arm nur eine Hand frei hat.

Maxi: Die will ich alle essen. Was gibt es noch?

Ich: Kartoffelpüree, Brokkoli und Karotten.

Maxi: Das mag ich alles nicht. Gibt es keine Nudeln?

Ich: Nein. Heute gibt es keine Nudeln. Heute gibt es Kartoffelpüree.

Maxi: Das mag ich nicht. Ich will nur Kichererbsen essen. Papa soll mir die aufmachen.

Papa: Das kann ich gerade nicht. Ich mache sie dir auf, wenn das Essen fertig ist, ok?

Ich stampfe das Püree mit Milch, Butter und Muskat fertig und gebe einen Löffel auf Julius Teller. Dort liegen auch schon ein Löffel Humus, Brokkoli und Karotten zum Abkühlen, während ich sie für uns noch im Topf warm halte.

Maxi: Warum hat der Julius alles?

Ich: Der mag alles probieren.

Maxi: Aber ich nicht.

Ich: Musst du nicht. Nur das was du magst.

Papa setzt Julius in seinen Stuhl während ich das Gemüse auf eine Platte und das Kartoffelpüree in eine Schüssel fülle. Julius isst auch gleich los.

Maxi nascht mit seinem Löffel im Kartoffelpüree, spuckt es aber gleich wieder aus.

Maxi: Das ist zu heiß. Das mag ich nicht.

Ich: Du kannst es pusten.

Maxi: Nein. Das mag ich gar nicht essen.

Dann öffnet Papa das Glas mit den Kichererbsen und gibt Maxi einen kleinen Löffel zum rausfischen. Er füllt sich zwei Löffel in seine Schale. Probiert dann eine. Noch eine.

Maxi: Warum sind die so nass? Ich mag die gar nicht so nass.

Ich: Möchtest du ein Tuch haben und sie dir trocken tupfen?

Maxi: Nein. Warum sind die so nass?

Papa: Weil die schon gekocht sind.

Es folgt eine ausgiebige Unterhaltung von uns 3en darüber welche Lebensmittel man gekocht oder ungekocht essen kann und ob diese hart oder weich sind, die ich an dieser Stelle überspringe ;-)

Maxi: Ich mag keine Kichererbsen. Ich mag nur Brokkoli essen.

Papa: Ok, dann kannst du mir die Erbsen geben.

Maxi schüttet den Inhalt seiner Schale in Papas Teller. Nimmt sich 4 große Brokkoli-Röschen und beginnt zu knabbern. Mein Mann und ich unterhalten uns kurz darüber, was am Abend noch zu tun ist. Auch das erspare ich euch...

Dann etwas später: Ich nasche eine Scheibe Karotte mit den Fingern direkt von der Platte.

Ich (zu meinem Mann): Die Karotten schmecken heute total gut. Voll süß! Fast wie Melone.

Papa: Stimmt. Die sind echt sehr süß.

Ich: Maxi, hast du die Karotten schon probiert?

Maxi angelt sich mit zwei Fingern eine Scheibe von der Platte und beißt ab.

Maxi: Mhmmm. Lecker! Karotten-Melone.

Maxi nimmt sich die Zange und füllt seine Schale mit Karotten voll. Isst gemütlich vor sich hin. Inzwischen wird Julius unruhig und wir beginnen damit seine Mahlzeit zu beenden, ihn sauber zu machen und zum Krabbeln runter zu lassen. Währenddessen nimmt Maxi sich eine ordentliche Portion Kartoffelpüree.

Etwas später.

Maxi: Ich bin fertig.

Seine Schale ist bis auf ein kleines Löffelchen Püree und eine Scheibe Karotte, sowie einen Brokkoli-Stiel komplett leer.

 

 

Dieses kleine, amüsante Schauspiel bot sich uns gerade eben beim Abendessen. Ich finde es ein herrliches Beispiel dafür, dass es nicht nötig ist, Kindern eine Extrawurst zu kochen, selbst wenn sie auf den ersten Blick nichts auf dem Tisch finden, was ihnen zusagt. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass man Dinge bis zu 14x probieren muss, ehe sie einem schmecken...

Und neuerdings stelle ich auch immer wieder fest, dass das vielleicht sogar für Dinge gilt, die man eigentlich gern mag, sie aber lange nicht mehr gegessen hat. Also bei saisonalem Obst und Gemüse. Die allererste Mandarine die ich nun nach langer Abstinenz wieder schälte, verschmähte Maxi nach dem ersten Stück. 2 Tage später aß ich eine am Nachmittag, er naschte und wollte dann eine ganz für sich alleine haben. Ganz ähnlich war es auch beim ersten Ofenkürbis in diesem Herbst. Auch den hatten wir längere Zeit nicht gegessen und es dauerte 2, 3 Mahlzeiten bis Maxi sein letztjähriges Leibgericht wieder für gut befand.

 

Natürlich läuft das bei uns nicht jeden Abend so bilderbuchmäßig ab wie heute. Manchmal probiert Maxi auch nur eine Sache oder zwei und isst sich daran satt. Oder er findet bis zum Ende unserer gemeinsamen Mahlzeit wirklich gar nichts, was ihm schmeckt. In diesem Fall frage ich ihn direkt, ob er noch Hunger hat. Ist das der Fall, biete ich ein Butterbrot oder einen Joghurt mit Haferflocken an. In der Regel mag er eins von beidem oder sagt, dass er lieber nur einen Apfel/Tomaten/Paprika hätte. Es kommt aber tatsächlich auch vor, dass er gar keinen Hunger hat. Und das akzeptieren wir so. Zum Probieren, zum Aufessen oder zum überhaupt etwas Essen wird bei uns niemand gezwungen.

 

Nudeln und andere Dauerbrenner wird es natürlich auch weiterhin bei uns geben. Aber eben nicht nur und nicht ständig. Und auch nicht als Extrawurst. Denn er soll immer auch die Gelegenheit bekommen, zu probieren und vielleicht seine Meinung zu ändern.

 

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