In Woche 15 waren wir mal wieder viel unterwegs. Aber es scheint so als würde Maxi sich vor allem außer Haus von seiner besten Seite zeigen wollen. Egal ob als jüngster Gast bei einem Grillabend oder als Hahn im Korb beim Mädels-Brunch. Seine Art zu Essen wird immer mehr Gesellschafts-tauglich. Unter Beobachtung von Menschen, die nicht Mama und Papa sind, fällt nämlich die Turnstunde während des Essens aus. Und noch dazu kann sich die Hand-Mund-Koordination von unserem Kleinen inzwischen durchaus sehen lassen. Trotzdem drückten wir ihm die Rote Beete lieber doch noch nicht vor unseren Freunden in die Hand. Für solche farbintensiven Mahlzeiten muss weiterhin die heimische Küche herhalten, schließlich sind wir inzwischen Meister im Putzen der Selbigen - sogar in solchen Fällen, in denen auf den ersten Blick eine Komplettrenovierung sinnvoller erscheint.
Warum wir ihm dann überhaupt so etwas wie Rote Beete geben? Ganz einfach, weil wir sie gern essen. Und was bei uns auf den Tisch kommt, dass darf - fast immer - auch Maxi probieren. Er lässt sich sowieso leider kaum mehr an der Naser herum führen. Er schaut ganz genau hin, was wir so essen und es kommt auch schon mal vor, dass er in unsere Teller greift oder uns etwas aus der Hand klaut. Gerade heute morgen zum Beispiel wollte ich einen Hafertaler essen, den der kleine Mann bereits aussortiert und beiseite gelegt hatte. Kaum war das Ding in meiner Hand und auf dem Weg zu meinem Mund, da schaute er sich verdutzt um und schnappte mir das gute Stück wieder weg. Natürlich wurde es dann demonstrativ direkt aufgefuttert. Ist das schon eine sehr frühe - und vielleicht erblich bedingte - Form von Futterneid? Oder hat Maxi einfach noch eine Zusatzlektion im Essen teilen nötig? Es wird sich zeigen... Aber zurück zur Roten Beete. In diesem Fall gab es sie als lauwarme Scheiben aus dem Ofen im Salat mit weißem Rettich, Gurke und Ricotta. Er bekam alle Salatzutaten ohne Dressing. Ließ allerdings Rettich und Gurke nach kurzem Test komplett links liegen. Ricotta und die rote Knolle mampfte er hingegen glücklich und zufrieden rein. Da hat er aber auch Glück, dass seine Mama vor der Zubereitung der frischen, rohen Rüben nicht zurück schreckt. Denn die weit verbreitete Essig-Variante aus dem Glas, würden wir ihm (noch) nicht vorsetzen. Schmeckt eh nicht halb so gut, wie die süß-erdigen Scheiben vom Blech.
Noch viel schlimmer als ihm anderes Essen vorzusetzen, als wir auf dem Teller haben, findet unser Sohn übrigens, wenn man einfach ohne ihn etwas isst. Diese Woche fiel es mir gleich mehrfach auf. Zuerst als ich morgens so hungrig erwachte, dass ich mir ein kleines Müsli gönnte, bevor ich uns einen Obstsalat schnippeln wollte. Da man den kleinen Rabauken nun kaum mehr aus den Augen lassen kann, setzte ich mich also mit der Schüssel aufs Sofa mit seiner Krabbelmatte zu meinen Füßen. Statt sich wie sonst am Morgen erst einmal auf seine Spielsachen zu stürzen, kroch der Zwerg aber mit ernstem Blick schnurstracks auf mich zu. Den Fokus voll auf die ihm bekannte Müsli-Schale gerichtet, kommentierte er jeden Löffel den ich nahm mit Hecheln und Quengeln. Also ergab ich mich, ließ mein Müsli stehen und kümmerte mich erstmal um etwas Essbares für den Nachwuchs. Kaum war der mit Apfelspalten und Zwieback versorgt, kauten wir beide in trauter Eintracht.
Ähnlich sah das Ganze aus, als ich beim Einkaufen mal wieder nicht an den Eistruhen vorbei gehen konnte, die diese gemeinen Supermarkt-Manager aber auch immer genau in den Weg stellen müssen. Weil draußen so schön die Sonne schien und ich was Eis angeht schon immer eine Schwäche hatte, griff ich zu. Maxi lag ja brav im Wagen und inspizierte die Umgebung wie immer. Aber kaum biss ich zum ersten Mal in den knackigen Schokoladenmantel, galt seine ungeteilte Aufmerksamkeit meinem Eis am Stiel. Und wieder Hecheln, Quengeln und böse Blicke. Also stopfte ich so schnell es ging die restliche Süßigkeit in mich hinein und versprach ihm, dass ich nie wieder ohne ihn Eis essen werde. (Er konnte ja glücklicherweise meine hinter dem Rücken überkreuzten Finger aus nicht sehen.)
Kommen wir nun aber von den erzieherischen Maßnahmen meines Sohnes, lieber mal wieder zu seinen motorischen Fähigkeiten. Denn wir üben weiter fleißig den Pinzettengriff bzw. erstmal den Zangengriff - wie ich kürzlich gelernt habe. Zur Pinzette reicht es bei Maxi nämlich noch nicht. Er greift kleine Dinge bisher noch mit den Fingerkuppen, noch nicht mit den Fingerspitzen. Aber auch der Zangengriff reicht aus, um kleckerfrei frische Johannisbeeren aus Omas Garten zu essen. Die Jahreszeit ist für unseren aktuellen BLW-Status wirklich optimal :-)
Und weil der Sommer sich ja im Moment hier in Bayern von seiner schönsten Seite zeigt, konnten wir Maxi auch schon zu seinem ersten Grillfest mitnehmen. Dort erstaunte er die übrigen allesamt kinderlosen Gäste nicht nur mit vorbildlichem Benehmen und einer extra Portion guter Laune, er klatschte auch direkt mal dem Gastgeber Beifall, als der den Grill anschmiss. Noch nicht mal ein Jahr und schon verstanden worum es geht. Zwar verschlief er dann trotzdem das leckere Grillgut, aber nach dem Nickerchen verspeiste er schließlich seinen mitgebrachten "Baby-Nudelsalat" am Bierzelttisch. Klar, dass natürlich schnell Jemand bemerkte, dass das kein Brei war, was Maxi da bekam. Aber noch bevor ich auf die Frage reagieren konnte, warum er keinen bekäme, lieferte die Antwort schon ein Dritter: "Wir essen ja auch keinen." Genau. Ein bisschen mehr zu BLW habe ich dann natürlich schon erzählt, aber im Grunde traf es dieser Satz schon ganz gut. Und weil Maxi scheinbar eine kleine Rampensau ist, naschte er brav Nudel um Nudel und Gemüsestück um Gemüsestück aus der Box, die mein Mann ihm vor die Nase hielt. Eine tolle Vorstellung! Applaus!
PS: Statt zu Krabbeln, robbt und kriecht Maxi weiterhin fröhlich durch die Gegend. Allerdings setzt er sich zwischendurch schon in den gestützten Seitsitz und zieht sich an allem hoch - besonders gern an mir. Würde mich nicht wundern, wenn er erst freies Stehen lernt und danach beginnt ernsthaft zu Krabbeln...
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Annika (Samstag, 15 Juli 2017 10:28)
Liebe Jenny, mich würde interresieren, wie ein typischer Tagesablauf bei euch aussieht, also mit Zeiten fürs zubereiten und Essen und stillen und schlafen... Ich habe Elias heute einen leckeren Frühstücksteller mit frischen Erdbeeren, geriebenen Apfel, Aprikosenviertel, hartem Ei geviertelt und kleiner Himbeerreiswaffel vorgesetzt...nix! Noch satt vom morgendlichen stillen... Das war allerdings auch das erste mal... Ich bleib dran! Glg
Jenny (Samstag, 15 Juli 2017 13:04)
Liebe Annika,
das hört sich aber lecker an. Ich hätte zugeschlagen :-)
Von den Kleinen darf man in der Anfangzeit aber noch nicht zu viel erwarten. Sie wissen ja noch nicht, was Essen ist. Für sie ist es daher erstmal nur ein neues, spannendes "Spielzeug", was man ihnen da serviert. Deshalb hast du es auch ganz richtig gemacht und Elias nicht hungrig an den Frühstückstisch gesetzt.
Viel hilfreicher als das Hungergefühl, ist es, wenn sie ein Vorbild haben. Deshalb sollten immer Mama oder Papa mit am Tisch sitzen und natürlich auch mitessen. So können die Babys ganz natürlich lernen, wie sie alles andere auch lernen: durch anschauen und nachahmen. Früher oder später wird dann der Moment kommen, in dem man staunt wie viel in so einen Zwerg eigentlich hinein passt.
Bis es soweit ist, brauchen wir als Eltern einfach etwas Geduld. Gib deinem Sohnemann einfach immer ein bisschen was von dem ab, was du auch isst. Dann hält sich der Aufwand in Grenzen und du ärgerst dich nicht, wenn er deine liebevoll hergerichteten Speisen verschmäht.
Falls du ihn noch nicht kennst, empfehle ich dir zu diesem Thema auch diesen Artikel hier:
https://www.selberesser.de/2017/04/21/worauf-es-wirklich-ankommt-radieschenscheibenweitspucken/
Euch weiterhin ganz viel Spaß beim Fingerfood-Start!
Liebe Grüße,
Jenny
PS: Zum Tagesablauf schreibe ich noch einen ganzen Blog-Artikel. Das wollte ich sowieso schon längst! Danke fürs Anschubsen. ;-)